Teil II
Krieg gegen die Ukraine:
Wie geht es weiter?
Was und wie ist das Ende?
Die Beurteilung hierzu:
„Der Krieg Putin-Russlands gegen die Ukraine wird kein schnelles und kein wirkliches Ende finden“
Die möglichen Verhandlungspositionen des Angreifers zu denen des Verteidigers sind zu weit voneinander entfernt und nicht in einem Friedensvertrag in Übereinstimmung zu bringen:
Aus russischer Sicht:
Putin hat seine militärischen Ziele nach mehr als einem Monat nicht annähernd erreicht. In seiner Isolation im Kreml hat Putin angenommen, daß die ukrainische Armee zu schwach für einen ausreichenden Widerstand sei und die ukrainische Bevölkerung, die es in seinem Verständnis als nationale Einheit gar nicht gibt, die russischen Angreifer als nationale Befreier begrüßen würde. Beides war und ist eine völlige Fehlbeurteilung seiner Nachrichtendienste, oder auch, weil Putin in seinem Wahn komplett beratungsresistent ist.
Putin kann sich einen „Nicht-Sieg“ innenpolitisch nicht leisten, obwohl seine Macht als perfekter Autokrat, Despot und skrupelloser Kriegsführer zur Zeit offenbar unangetastet erscheint.Wenn aber die Nachrichten über die Tausenden von gefallen russischen Soldatem, viele davon junge Wehrpflichtige, die Soldatenmütter erreichen und sich die internet-fähige Bevölkerung über die Kriegsverbrechen im Namen Russlands informiert hat und diese Informationen an die bisher nur propaganderinformierten Alten und die in den Schulen brain-washed Jungen weitergegeben wurden, kann sich die innenpolitische Situation auch in Russland durchaus ändern. Auch wenn es zu Großdemonstrationen auf den Roten Platz kommen sollte, und die Bürger, wie auf dem Platz des Himmlischen Frieden in Peking im Juni 1989, sogar niederkartätscht würden, könnte das Ende der Despotie Putins eingeläutet sein.
Wenn Putins Angriffskrieg nicht zu einem Mindesterfolg führt, könnte die russische Militärführung die Schuld bei Putin allein suchen und ihn, wie und auf welche Weise auch immer, kaltstellen oder auch eliminieren. Das hat es in der Vergangenheit in Moskau wohl schon das eine oder andere Mal gegeben!? Also, ein Sieg in der Ukraine oder auch nur ein Propagandasieg muß her – und zwar bis zum 9. Mai diesen Jahres – zur großen Parade anlässlich des Jahrestages des Sieges über Hitler- Deutschland. Also ein weiter Sieg gegen den Faschismus, hier eben gegen die Nazi-Ukraine. So einfach ist das!
Aus ukrainischer Sicht:
Ein im Norden, Osten und Süden weitgehend zerstörtes Land, verlorene Provinzen im Donbass, besetzte Landstriche und Städte, verlorene strategische Positionen, wie die Häfen am Asowschen- und Schwarzen Meer, können nicht und niemals zu einer Annahme eines Friedensschlusses auf der Grundlage des Status quo führen. Leichter wäre eine Akzeptanz der Nichtmitgliedschaft in der Nato und sogar der Nichtmitgliedschaft in der EU der ukrainischen Bevölkerung zu verkaufen. Eine Neutralität unter Garantie von NATO-Staaten wäre natürlich eine theoretische Möglichkeit, aber das würde im Prinzip eine quasi NATO-Mitgliedschaft mit der Sicherheitsgarantie nach Artikel V bedeuten, aber sicherlich nicht mit Putin-Russland zu machen.
Also, im Prinzip kann Präsident Selenskyj dem Aggressor Russland nichts anbieten, insbesondere dann nicht, wenn ein Referendum der Ukrainer über ein einen derartig oder ähnlich gestalteten Friedensvertrag entscheiden würde. Das geschundene ukrainische Volk, so wie wir es jetzt in seinem unglaublichen Widerstand sehen, würde das nicht akzeptieren.
Summa summarum, wie eingangs vorangestellt:
„Es wird kein Ende des Krieges, kein Ende der barbarischen Bombardierung der Städte der Ukraine bis zum 9. Mai, dem Tag der der jährlichen Siegesparade, geben.“
Und danach?
Russland besetzt den östlichen Teil der Ukraine, den ganzen Donbass, also das Gebiet über Luhansk und Donezk hinaus, die gesamte Küstenregion des Asowschen- und Schwarzer Meeres und damit die Landverbindung von der okkupierten Krim bis nach Odessa.
Wenn das mal kein Sieg ist!?
Die neu-besetzten Gebiete werden sich sukzessive, wie schon Donezk und Luhansk, erst als unabhängige Volksrepubliken erklären und dann höflichst um die Eingliederung in das russische Mutterland nachsuchen. Russische Bürger werden in diese Gebiete umgesiedelt und es werden russische Pässe an die verbliebenen Ukrainer mit dem Versprechen wirtschaftlicher Vorteile ausgegeben.
„Face the facts“ – „The winner takes it all“
Es wird zwar im Laufe der Jahre immer wieder zu Scharmützeln in den „gewonnenen“ Gebieten kommen, aber faktisch wird sich an der Abtrennung nichts mehr ändern. Aus Putins Selbstverständnis eines russischen Imperiums heraus gibt es dazu keinen anderen Weg. Auch Putins Nachfolger, ggf. ab dem Jahr 2036 (!), werden keinen Quadratmeter des (inzwischen) „ur-russischen“ Territoriums mehr herausrücken.
Russland: Militärische Niederlage – Rückzug ? Nie und nimmer!
Es ist nicht nur Putin – es ist eben Russland!